
Am 27.11.2021 wäre Hanny Fries 103 Jahre alt geworden. Sie wurde 1918 in eine Künstlerfamilie hineingeboren.
In ihrem Wunsch, freie Malerin zu werden, wurde sie von ihren Eltern unterstützt und gefördert – zu einer Zeit, als es noch keine Selbstverständlichkeit war, dass Frauen eine Künstlerlaufbahn einschlagen. Umgekehrt bedeutete die Bekanntheit ihres Vaters und Grossvaters nach eigenem Bekunden auch eine Bürde. Sie musste sich von der Erwartungshaltung als «Tochter und Enkelin von» befreien und ihren eigenen Weg und eine eigene Bildsprache finden.
Das Selbstbildnis zeigt sie im Alter von knapp 30 Jahren, zu Beginn ihrer Künstlerkarriere. Sie hat sich nur in jungen Jahren selber porträtiert. Während ihrer Studienjahre an der École des Beaux-Arts in Genf malte sie sich in ihrem Atelier oder in Frontalansicht ohne spezifischen Hintergrund. Anders als ihre Vorfahren, die sich immer wieder selbst in Szene setzten – besonders exzessiv ihr Grossvater Sigismund Righini – griff sie später das Motiv nie wieder auf. Ihr Augenmerk richtete sich auf das Beobachten der Anderen, nicht auf die eigene Selbsterkundung.
Im Jahre 2008, ein Jahr vor ihrem Tod, errichtete sie eine Stiftung, die den künstlerischen und privaten Nachlass der Familie aufarbeiten, pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. In weiser Voraussicht hat sie damit eine tragfähige Regelung für die Zukunft getroffen. Ihr künstlerisches Erbe lebt weiter.