
Wussten Sie, dass das erste Fotobuch von Gotthard Schuh der Stadt Zürich gewidmet ist? Es erschien bereits 1935 und gilt als eines der ersten modernen Stadtporträts der Schweiz.
Gotthard Schuh hält die Stimmungen der Stadt in zahlreichen Momentaufnahmen fest und zeigt das urbane Leben jenseits der klassischen Sehenswürdigkeiten. So blicken wir von oben auf das Rondell des Bellevues oder auf das Schienengewirr des winterlichen Bahnhofs; wir sehen Frauen vor dem Schaufenster eines Blumenladens oder regennasse Strassen in der Nacht. Bei der hier gezeigten Fotografie, die ebenfalls im Band abgebildet ist, blicken wir von einem erhöhten Standpunkt aus der Bahnhofshalle Richtung Bahnhofstrasse. Das Alfred-Escher-Denkmal ist von hinten zu sehen, wobei sich die Statue einfügt in die Silhouetten der herumwuselnden Passanten. Auffallend sind hier der spezielle Blickwinkel, die starken hell-dunkel Kontraste und die Dynamik der Bewegung, die wie in einem Filmstill eingefangen ist. Der markante Torbogen begrenzt das Bild, sodass es anmutet, als würden wir durchs Schlüsselloch einen Blick auf das städtische Leben erhaschen. Der Band wurde 1939 in leicht erweiterter Form neu aufgelegt. Die beiden Ausgaben zeigen, wie wichtig Gotthard Schuh auch die Anordnung der Fotografien in einem Buch war. Welche Bilder bespielen eine Doppelseite, welche folgen aufeinander, wie gross sind sie wiedergegeben? Solche gestalterischen Überlegungen hatten für den späteren Bildredaktor einen hohen Stellenwert. Beide Fotobücher, die heute leider vergriffen sind, liegen in der Ausstellung zum Durchblättern auf.