
![Hanny Fries: Traum [Frau mit Hut und Tasche unter Wasser XIII], um 1999, Tusche auf Papier, Inv. Nr. 489.13. Foto: Reto Pedrini © Stiftung Righini-Fries Zürich Hanny Fries: Traum [Frau mit Hut und Tasche unter Wasser XIII], um 1999, Tusche auf Papier, Inv. Nr. 489.13. Foto: Reto Pedrini © Stiftung Righini-Fries Zürich](https://www.righini-fries.ch/wp-content/uploads/2023/01/HF_489.13-1024x794.jpg)
Wovon haben Sie in der letzten Nacht geträumt? Flogen Sie leichtfüssig über blühende Wiesen oder versuchten Sie verzweifelt vom Fleck zu kommen? In ihrem Spätwerk beschäftigte sich Hanny Fries wiederholt mit dem Thema «Traum».
Sie notierte sich ihre Träume und übertrug sie in ihre Bildsprache. Das mag überraschen bei einer Künstlerin, die ihr Bildrepertoire in der Regel aus dem Gegenständlichen und Alltäglichen schöpfte. Der Impuls zur Auseinandersetzung mit den eigenen Träumen kam bei Hanny Fries weniger aus der Psychoanalyse und der Suche nach einem tieferen Sinn, als vielmehr aus einem literarischen Interesse heraus. Die Traumwelten boten ihr ein fantastisches Narrativ, eine spannende Erzählung mit interessanten Motiven, die sie ‹verwerten› konnte. Auffallend ist, dass Hanny Fries von einem Motiv oft mehrere Variationen in verschiedenen Techniken und Formaten schuf. Allein von dem Traumbild «Dame mit Hut und Tasche unter Wasser» sind rund 20 Versionen bekannt. Der Traum handelt von einer Frau, die bekleidet mit Rock, Hut, Handtasche und elegantem Schuhwerk von einem Ufer zum gegenüberliegenden durchs Wasser watet oder schwimmt, um dort einzukaufen. Dieser überraschend profane Zweck der Wasserüberquerung erschliesst sich den Betrachtern des Bildes allerdings nicht ohne die Kenntnis der zugehörigen Traumnotiz. Zu sehen ist die Frau mit ihren Accessoires und der Moment des Überganges von einem Ufer zum anderen. Je nach subjektivem Empfinden kann die Situation als bedrohlicher Albtraum oder mehr metaphorisch als Transitionsmoment wahrgenommen werden.