
Ein zum Turban geknotetes Tuch, eine lange Halskette, ein Malstift in der Hand und ein fragender, aufmerksamer Blick: so porträtierte Willy Fries die Malerin Marianne von Werefkin im Alter von 61 Jahren.
Es ist eine Reverenz an die Malerin und ein Zeichen der freundschaftlichen Verbundenheit. Willy Fries stiftete das Porträt dem neuen Museum in Ascona, an dessen Gründung vor 100 Jahren Werefkin massgeblich beteiligt war (heute: Museo Comunale d’Arte Moderna Ascona). Sie animierte befreundete Künstlerinnen und Künstler ein Werk von sich zu spenden als Grundstock der Bildsammlung des neuen Museums. Willy Fries hatte den Versand des Porträts offenbar etwas «verlauert». Mehrmals drängte Werefkin in ihren Briefen auf die Zusendung: «Am 19. März ist die Eröffnung des Museo Comunale. Und uns fehlt Ihr Bild! […] Bitte, bitte – vergessen Sie Ascona nicht.» Schliesslich kam es aber doch noch rechtzeitig an. Nach der Eröffnung schrieb sie ihm begeistert: «Ich habe mir den Spass geleistet, mich gleich anzuziehen und das Entzücken über die Ähnlichkeit und die Lebendigkeit meiner Abbildung war so gross, dass, wenn Sie hier wären, Sie die grössten Triumphe erlebt hätten.»
Die Briefe sind vollständig abgedruckt im Katalog zur Ausstellung: Marianne von Werefkin und Willy Fries. Zwei Visionen im Dialog. 100 Jahre Museum Ascona, hrsg. von Museo Comunale d’Arte Moderna Ascona und Stiftung Righini-Fries Zürich. Locarno: Armando Dadò, 2022