Was hat es mit diesem Bild auf sich? Eine Reihe von Herren in grünem Frack und schwarzem Zylinder halten je einen roten Lampion in der Hand.
Wenn man die Buchstaben auf den Lampions zusammensetzt ergibt sich der Titel: Der Grüne Heinrich. Das Bild wird erstmals öffentlich ausgestellt, denn lange wusste man nichts damit anzufangen. Erst ein Hinweis im Briefwechsel mit Willy Fries und weiterführende Recherchen in Zeitungsarchiven brachten Licht ins Dunkeln. Dieses Bild hatte Marianne von Werefkin als Plakat für eine Künstlerkneipe namens «Der Grüne Heinrich» entworfen, die 1922 in Ascona eröffnet wurde. Sie ärgerte sich allerdings, weil sie für diesen Auftrag nicht bezahlt wurde. Erbost schrieb sie an Willy Fries: «Besonders wütend macht mich die Waldvogel Geschichte mit den Grün-Heinrich Plakaten. Der Kerl ist noch dazu grob und flegelhaft mit mir!!» Der erwähnte «flegehalfte Kerl» ist Carl Waldvogel, ein bunter Vogel und Tausendsassa: Er war Sekretär der Tonhalle in Zürich, bevor er ins Gastrogeschäft einstieg. Allerdings mit mässigem Erfolg. Sein Wirtepatent wurde ihm in Zürich wegen zu grosszügigem Alkoholausschank wieder entzogen. Offenbar versuchte er danach sein Glück in Ascona, dem unter Künstlerbohèmiens und Aussteigern nach wie vor beliebten Ort am Lago Maggiore. Sogar die NZZ berichtete über die Neugründung und hob die originellen Plakate von Werefkin hervor: «Auf einem Plakat wird die Bezeichnung ‹Der grüne Heinrich› in lustiger Weise so verwertet, dass jeder Buchstabe zu einem zylindergekrönten etwas dandyhaften Grünen wird, und dieser ganze Zug in Gänsemarsch dargestellt ist.» (NZZ, 24.10.1922) Wie lange die Kneipe in Ascona Bestand hatte, ist allerdings nicht bekannt.