![Hanny Fries: Café avec Figures absentes... [Ein Café in Triest II], 1999, Öl auf Leinwand, Inv.Nr. HF 71. Foto Reto Pedrini © Stiftung Righini-Fries Zürich Hanny Fries: Café avec Figures absentes... [Ein Café in Triest II], 1999, Öl auf Leinwand, Inv.Nr. HF 71. Foto Reto Pedrini © Stiftung Righini-Fries Zürich](https://www.righini-fries.ch/wp-content/uploads/2020/04/HF_71-1024x753.jpg)
Ein leeres Café. Das ist kein Bild aus der Corona-Zeit. Hanny Fries malte es im Nachgang zu einem Besuch im italienischen Triest.
Sie hatte sich schon länger mit dem Zustand der Leere und dem Motiv des Wartens auseinandergesetzt. Zum Beispiel in ihrer berühmten Serie von Wartesaal-Bildern. Für ihre Bilder von Räumen ohne Menschen verwendete sie gerne den Begriff «paysages avec figures absentes» (dt. Landschaften mit abwesenden Figuren) nach einer Erzählung von Philippe Jaccottet. Ein nicht leicht zu übersetzendes Sprachbild, das Hanny Fries’ Interesse am Moment der «Abwesenheit in der Anwesenheit» widerspiegelt. Es ist ein Moment des Übergangs, ein Moment des Dazwischen, in dem alles möglich zu sein scheint. Vielleicht werden die ersten Gäste gleich fröhlich ins Café hineinströmen oder vielleicht sind die letzten Gäste gerade in die dunkle Nacht hinaus getaumelt. Wir Betrachter haben es in der Hand: Wir können die Erzählung in die eine oder andere Richtung weiterdenken. Vorher und nachher. Alles ist möglich. Auch davon erzählt dieses Bild eines verwaisten Cafés.
Es handelt sich hier übrigens um das Literatencafé «San Marco» in Triest, in dem der italienische Schriftsteller Italo Svevo (1861–1928) gerne verkehrte. Lesetipp: Italo Svevo: Ein Leben (Una vita). Roman. Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner, Diogenes Verlag, 2017.