
Wie freuen wir uns auf den Moment, wenn die Theater wieder öffnen werden und wir als Zuschauer der Spiel- und Verwandlungskunst der Darsteller auf der Bühne unmittelbar folgen dürfen!
Das Theater lebt von dieser Wechselwirkung. Es braucht jene auf der Bühne und jene, die zuschauen. In früheren Jahrhunderten lag die Aufmerksamkeit des Publikums noch nicht so ungeteilt beim Geschehen auf der Bühne wie heute, sondern schweifte hin und wieder auch ins Parkett. «Sehen und gesehen werden» – diese Situation fängt der Zürcher Maler Willy Fries in einer mit Ironie gespickten Szene eines Theaterpublikums der 1920er Jahre ein. Wir sehen eine Dame, die sich neugierig über die Brüstung ihrer Loge lehnt, während ihr Begleiter schon fast am Einschlafen ist; einen Herrn im Hintergrund, der aufmerksam durch sein Opernglas äugt, das allerdings nicht auf die Bühne gerichtet ist, oder eine Dame mit Hut, die in etwas vertieft ist, das nicht das Programmheft zu sein scheint… In seinen lebendigen Genreszenen gelingt es Willy Fries immer wieder, das Allzumenschliche lächelnd in Szene zu setzen.