
Wie halten Sie es mit der Ordnung? Verglichen mit dem Atelier von Sigismund Righini ist Ihr Arbeitsplatz vermutlich eine Oase der Aufgeräumtheit.
Bei ihm stapelten sich Bilder, Bücher, Briefe, Malutensilien, unbemalte Leinwände, Ausstellungsplakate und Vieles mehr. Einige der Bilder, die auf dem Foto zu sehen sind, lassen sich identifizieren. So erkennt man zum Beispiel links im Hintergrund das Familienselbstporträt mit seiner Ehefrau und seiner Mutter von 1917 (Stiftung Righini-Fries, Inv. Nr. SR 355) oder den Akt mit Mohnblume von 1898, der sich heute in der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, Winterthur befindet.
Als der Vater Francesco Righini Ende des 19. Jahrhunderts die Familienvilla an der Klosbachstrasse baute, hat er eigens für seinen Sohn dieses grosszügige Atelier eingerichtet. Es galt damals als eines der grössten Künstlerateliers in Zürich. Righini nutzte die Höhe von gegen 7m, um seine Bilder dicht übereinander aufzuhängen. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegersohn Willy Fries das Atelier. Wie es zu seiner Zeit dort aussah, ist leider nicht überliefert. Aber Willy Fries war mit Sicherheit ordentlicher als sein Schwiegervater. Davon zeugen nicht zuletzt die sorgfältig geführten Verzeichnisse seiner verkauften Bilder oder Ausstellungsbeteiligungen. Die Tochter Hanny Fries hat dann aber das Gen des Grossvaters geerbt. Auch in ihrem Atelier herrschte kreatives Chaos. Die Höhe des Ateliers hat sie allerdings durch den Einbau einer Wohnung in den 1970er Jahren auf 4m redimensioniert.
Heute nutzen wir das ehemalige Künstleratelier als Ausstellungsraum. Der Ort scheint noch immer etwas von dem kreativ-schöpferischen Geist zu atmen, der hier ein gutes Jahrhundert lang geherrscht hat. Wir hätten sonst nicht so viele erfreuliche Rückmeldung zur besonderen Aura und Atmosphäre dieses Raumes – auch wenn er heute in der Regel aufgeräumter ist als zu Righinis Zeiten :-)!