
Ein interessanter Neuzugang: Kürzlich erhielten wir eine Schenkung mit Illustrationen zur Seidenbandindustrie von Hanny Fries.
Sie hat sie für die Broschüre «Die Schweizerische Seidenbandindustrie» von 1963 entworfen, einer Sondernummer der Seidenband-Nachrichten von 1963. Darin werden verschiedene Firmen vorgestellt, die Seidenbänder herstellen. Porträtiert werden mehrheitlich Fabriken aus der Region Basel, wie die Sarasin Thurneysen AG (Basel), die Scholer & Co. AG (Liestal) oder die Seiler & Co. AG (Gelterkinden).
Die Seidenbandweberei prägte über 200 Jahre das kulturelle und wirtschaftliche Leben der Region Basel. Das Weben von seidenen Bändern – auch Posamenterei genannt – war seit dem frühen 18. Jahrhundert der Haupterwerbszweig der Region. Die Seidenbandweberei wurde im 16. Jahrhundert von Glaubensflüchtlingen aus Italien und Frankreich in die Schweiz gebracht. 1670 erlaubte der Basler Rat erstmals den Einsatz von mehrgängigen Webstühlen und ermöglichte damit eine frühe Industrialisierung. Auf solchen Webstühlen wurden Seidenbänder in Heimarbeit hergestellt. Erst im 19. Jahrhundert entstanden Fabriken, in denen die Webstühle mit Wasser- und später mit Dampfkraft betrieben wurden. Die Seidenbandindustrie erreichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die modischen, farbenprächtigen Luxusbänder schmückten Damenkleider und Hüte auf der ganzen Welt. Als vorwiegend exportorientierte Luxusgüterindustrie war die Seidenbandindustrie jedoch stark von den Kriegen und den Wirtschaftskrisen des 20. Jahrhunderts betroffen. Auch das Aufkommen von Kunstseide und synthetischen Fasern beschleunigten den Niedergang der Schweizer Seidenbandindustrie.


1963, als die oben erwähnte Broschüre erschien, behaupteten sich noch einige wenige Unternehmen in diesem Segment: Sie produzierten Haarbänder, gewobene Etiketten, Jacquard- und Industriebänder oder Dekorationsbänder für Ostereier. Hanny Fries hat im Vorfeld einige der Produzenten besucht, denn ihre Zeichnungen geben Einblick in die Werkstätten. Man sieht Arbeiter:innen an Webstühlen, an der Kartenschlagmaschine, aber auch Porträts der jeweiligen Fabrikherren.
Doch der Wandel des Zeitgeists und des Modegeschmacks sowie der Einbruch der amerikanischen und englischen Nachfrage, liessen auch diese Betriebe eingehen. Heute sind die einst weltweit begehrten Basler Seidenbänder Geschichte: Die letzte Bandfabrik der Region schloss 2001 ihre Tore.
Quellen:
hls-dhs-dss.ch, lebendige-traditionen.ch, stadtgeschichtebasel.ch