Hanny Fries bezeichnete sie als «Fertigprodukte»: die Illustrationen, die sie der Presse für die Bebilderung der Premierenbesprechung ablieferte.
Aus den Zeichnungen, die sie während den Theaterproben angefertigt hatte (siehe unten), schuf sie später im Atelier eine neue, für die Zeitung adäquate Fassung. Dabei standen die Lesbarkeit der szenischen Handlung und Wiedererkennbarkeit der Figuren im Vordergrund. Deshalb wirken die Illustrationen etwas weniger virtuos und spontan als die während den Proben entstandenen Zeichnungen. Gleichzeitig sind die Illustrationen von einer grösseren interpretatorischen Freiheit. Hanny Fries konnte in ihnen Szenen und Figuren zusammenmontieren, sodass ein verdichtetes Simultanbild entstand. Bei der Illustration zu «Der gute Mensch von Sezuan» von Bertolt Brecht (1976, Regie Manfred Wekwerth) verknüpfte sie verschiedene szenische Vorgänge miteinander: Den Wasserträger Wang (Robert Tessen), der die drei Götter um Hilfe anfleht, den Flieger Yang Sun (Helmut Lohner), der sich an einem Baum aufzuhängen versucht, und die verzweifelte Shen Te ganz rechts im Bild (Renate Richter) ebenso wie ihren durchtriebenen Vetter Shui Ta im gestreiften Anzug ganz links. Die Figur Shen Te/ Shui Ta ist eine Doppelrolle, die realiter nie gleichzeitig auf der Bühne erscheint. Aus einem Nacheinander von Szenen und Auftritten machte Hanny Fries ein Nebeneinander. Auf diese Weise holte sie eine ganze Aufführung in eine Zeichnung hinein.