Zum Start der Europameisterschaft 2024 eine Fussballszene von 1930. Der Maler Willy Fries hat die Bewegung und den Körpereinsatz der Spieler sehr dynamisch eingefangen.
Auf dem Rasen vor dem Tor herrscht ein ziemliches Geklüngel. Während zwei Spieler von den Seiten hinzurennen, steht einer links im Bild etwas verloren abseits. Man beachte auch die Zuschauer im Vordergrund mit Hut und Anzug bekleidet. Noch sind keine Fan-Schals, T-shirts oder Fahnen zu sehen.
Die Geschichte des modernen Fussballs begann im England der frühen Industrialisierung. Fussballähnliche Spiele gab es aber schon länger. Zu den Anfängen des Fussballspiels gibt es unterschiedliche und viele Überlieferungen. Formen des Fussballspiels gab es bereits in der frühen chinesischen Qin-Dynastie oder in präkolumbianischen Kulturen. Seit dem 15. Jahrhundert wurde in Florenz der Calcio fiorentino (heute: Calcio storico) praktiziert, eine Mischung aus Fussball, Kampfsport und Rugby. Wegen der edlen Roben, die die Herren anfänglich trugen, wurde in den Regeln festgehalten, dass nicht die am schönsten gekleidete Mannschaft gewinnt, sondern die Tore entscheiden. Auf den britischen Inseln wurde etwa zeitgleich ein Spiel entwickelt, indem zwei Dörfer versuchten, einen Ball in das gegnerische Stadttor zu befördern. Dabei war alles erlaubt, es ging entsprechend rüde zu und her, weshalb die Spiele von Kirche und Krone mehrere Male verboten wurden. Ihre Bedeutung ging Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Stattdessen wurden Ballspiele in einer Mischung aus Rugby und Fussball an englischen Universitäten zur «Leibesertüchtigung» immer populärer. Die Regeln waren noch alles andere als einheitlich. 1863 wurde in London die Football Association gegründet und ein umfangreiches Regelwerk erstellt, das die Entwicklung des gesamten Fussballs förderte. Vor allem deshalb gilt England heute als Mutterland des Fussballs. In Kontinentaleuropa übernahm die Schweiz eine Vorreiterrolle in der Verbreitung des Fussballspiels. Engländer, die an Privatschulen in Genf oder St. Gallen studierten, führten den Fussball in den 1870er Jahren ein. Der älteste noch bestehende Schweizer Klub, der 1879 von englischen Studenten gegründet wurde, ist der FC St. Gallen. 1904 wurde mit der FIFA (Féderation Internationale de Football Association) der Weltfussballverband gegründet, der Länderspiele organisiert und internationale Fussballregeln aufstellt. 1930 fand die erste Weltmeisterschaft statt und 1960 die erste Europameisterschaft.
Ob sich Willy Fries von der allgemeinen Fussballbegeisterung anstecken liess, die 1930 durch die erste Weltmeisterschaft in Uruguay entstand? Dass er so was «Profanes» wie ein Fussballspiel als bildwürdig erachtete, zeugt jedenfalls von seinem feinen Sinn für gesellschaftliche Entwicklungen. Er gilt denn auch zurecht als malerischer Chronist des alltäglichen Lebens.
Übrigens: Die Ausstellung «In Motion – Art & Football» im Deutschen Fussballmuseum Dortmund zeigt in einer grossen Gesamtschau Malerei der künstlerischen Moderne zum Gegenstand Fussball. www.fussballmuseum.de
Quelle zur Geschichte des Fussballs: Wikipedia