
Verschiedene der in der NewKammer-Ausstellung vertretenen Künstler:innnen arbeiten installativ oder mit Collagen. Die Werke sind zusammengesetzt aus Fotofragmenten, verschiedenen Textilien oder gefundenen Gegenständen. Im vierten und letzten Teil unserer Folge stellen wir fünf dieser Werke vor.

Simona Ferrari hat sowohl einen Abschluss in Architektur als auch in bildender Kunst und arbeitet an der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Sie setzt sich in verschiedenen Formaten mit der gebauten Umwelt auseinander. «The Annals of My Glass House» – ein Titel, der dem autobiografischen Bericht der Fotografin Julia Margaret Cameron aus dem Jahr 1890 entlehnt ist – ist eine fortlaufende Serie von fotografischen Objekten, die aus gleich grossen, transparenten Schachteln aus Acetat-Zelluloid bestehen. Die Schachteln enthalten, Erinnerungsspeichern gleich, Abzüge von architekturhistorisch wichtigen Gebäuden, werden aber zum Teil überlagert durch andere Bilder und Assoziationen. Die in der Ausstellung gezeigten Schachteln enthalten verschiedene Fragmente von Bildern, die das von der irischen Architektin Eileen Gray erbaute Haus E-1027 (1929) in Südfrankreich zeigen, das auch als «la maison en bord de mer» bekannt ist und von Le Corbusier bewundert wurde. Eines der Objekte enthält auch eine Zeichnung von Hanny Fries aus ihrer Serie von Traum-Bildern. So stapeln und überlagern sich Realität und Traum, gebaute und imaginierte Umwelt. die_gesichte_der_simone

Die künstlerische Praxis von Alina Kopytsia umfasst Textilcollagen, Porzellanskulpturen, Silikonobjekte, Videos und Performances. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit der Komplexität und Mehrdeutigkeit von Geschlecht, Machtdynamik, sozialen Normen und Tabus auseinander. In ihren Textilcollagen konzentriert sie sich auf das Erzählen von Geschichten, wobei sie sich von persönlichen Erfahrungen und Geschichten von Menschen, die sie kennt, inspirieren lässt und diese mit Zitaten aus der Kunstgeschichte, Literatur, Mythologie und Kinematografie kombiniert. In «The Deal» wird die biblische Adam und Eva-Geschichte erzählt, wobei die Protagonisten nicht nackt sind, sondern Business Suits tragen. Der vieldeutige Titel «The Deal» lässt wiederum verschiedene Assoziationsebenen zu: Wer schliesst mit wem einen Pakt und zu welchem Zweck? Hat Eva bereits die Hosen an? alina_kopytsia

Die Arbeiten von Alexeï Aad Monney sind von einem gesellschaftskritischen Bewusstsein geprägt. Die surreal anmutenden Skulpturen und Installationen vermitteln die Illusion einer unbeschwerten Welt, lassen den Betrachter gleichzeitig hinter die Fassaden blicken. Indem er mit den Traditionen der Assemblage und der Collage spielt, schafft er kontrastreiche Szenarien aus alltäglichen oder gefundenen Gegenständen, Abfall und Baumaterialien. Ausgangspunkt seiner Arbeit sind Themen wie Konsum, soziale Ungleichheit, Domestizierung und Kindheit. In der hier gezeigten Arbeit blicken wir in einen Spiegelschrank, doch anstelle unseres eigenen Kopfes sehen wir eine Ansammlung von scheinbar zusammenhanglosen Objekten: ein volles Glas, Jeans, eine ausgestopfte Maus, einen Schlüssel… Mit ihnen assoziiert der Künstler eigene Erinnerungen und Erfahrungen. Von besonderer Bedeutung sind für ihn die – gewollte oder ungewollte – Weitergabe von Traumata zwischen den Generationen. monney_alexei

Caroline Ammer ist Multimedia-Künstlerin, Designerin und Mitbegründerin von AmmerDymke Studio. Die ausgestellten Textilien sind Bestandteile der Performance «Mother». Ihr zugrunde lag eine interdisziplinäre Untersuchung des historischen und sozialen Konstrukts der Mutterrolle und der physischen und psychischen Krisen der Mutterschaft. Die beiden herabhängenden Textilien sind die Kostüme, die die Performerinnen trugen. Die verwendeten Stoffe und die aufgenähten Figuren symbolisieren die Fragilität und Verwundbarkeit des Mutter-Körpers. carolineammer

Das Studio Topo wurde 2022 von Moritz Gysi und Linus Maurmann nach ihrem Industriedesign-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste gegründet. Sie konzentrieren sich auf Produkt- und Raumdesign und interessieren sich für den gesamten Lebenszyklus von Objekten in ihrem Umfeld. Die Arbeit «Cause & Effect» entstand im Zusammenhang mit einem Auftrag zur Entwicklung einer Schale für Oliven und zeigt verschiedene Prototypen. Durch die Sichtbarmachung des Designprozesses, zeigt sich eine bestimmte Herangehensweise, die die Arbeit von Studio Topo charakterisiert: das Design im Material, das Experiment und die Integration des Unvorhergesehenen. @studiotopo.ch