
Parallel zur diesjährigen Biennale findet in der Peggy Guggenheim Collection in Venedig eine grosse Retrospektive zu Jean Cocteau (1889–1963) statt. Dazu hätten wir auch etwas beizusteuern, nämlich die Porträts, die Hanny Fries von ihm geschaffen hat.
Hanny Fries hatte den Künstler, Regisseur und Dichter porträtiert, als er im Jahre 1950 in der Galerie 16 am Limmatquai in Zürich seine Werke ausstellte. Viele der ausgestellten Zeichnungen entstanden direkt vor Ort. Entsprechend zeichnete sie den Künstler in Aktion: Wir sehen Cocteau, wie er das Konterfei des Orpheus, den Protagonisten seines eben angelaufenen Films «Orphée» malt. Seine markant-knochige Erscheinung mit dem schmalen Gesicht, hat Hanny Fries trefflich eingefangen.

Jean Cocteau war ein Tausendsassa der künstlerischen Avantgarde. Er trat als Schauspieler auf, entwarf Bühnenbilder und Kostüme fürs Theater, zeichnete, schrieb Gedichte, Romane, Dramen und drehte zahlreiche Filme, die Traum und Realität mischen. Er selber verstand sich stets als Dichter. Im Zentrum seiner Kunst stand die Auseinandersetzung mit dem Tod. Orpheus, den tragischen Helden der griechischen Antike, der ins Totenreich absteigt, nahm er sich zum Alter Ego. «Die Poesie ähnelt dem Tod», schrieb Cocteau, «ich kenne ihr blaues Auge». So radikal seine Kunst, so schillernd war sein Leben. Seine Opium-Abhängigkeit diente ihm als Stimulans, sorgte aber immer wieder für Abstürze. Auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegte er sich inmitten der Pariser Kunst-Prominenz der 1930er Jahre. Zu seinem Kreis gehörten Josephine Baker, Coco Chanel, Sergei Diaghilev, Edith Piaf, Pablo Picasso oder Tristan Tzara.
Übrigens: Wer unsere Arbeit aufmerksam verfolgt, weiss, dass wir das Cocteau-Porträt als Plakatvorlage für unsere Ausstellung «La tête des autres. Hanny Fries und das Porträt» im Jahr 2021 verwendet haben. Mehr zur Ausstellung finden Sie in unserem Archiv.
Mehr zur Cocteau-Ausstellung in Venedig finden Sie hier:
«Jean Cocteau: The Juggler’s Revenge», Peggy Guggenheim Collection Venice, bis 16.9.2024
https://www.guggenheim-venice.it/en/